Ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten ist gar nicht so leicht, wie es immer aussieht ...
Lukkha hielt sich an der Mähne des Pferdes fest und drückte ihre Schenkel fest in seine Seite. Dadurch wurde es nicht unbedingt ruhiger, aber es bewegte sich vorwärts. Erst im Trab, dann im unruhigen Galopp lief es von ihr gesteuert auf die drei Soldaten zu.
Nur weil Laryc ein Mann war und ein Schwert besaß, hieß das ja noch lange nicht, dass er alles allein machen musste. Sie wollte nicht schon wieder in seiner Schuld stehen, weil er mal wieder ihr Leben rettete durch Töten von Soldaten.
Bedacht darauf, die Position ihres Entführers nicht zu verraten - warum auch immer, denn jetzt wäre ein guter Moment, um zu verschwinden - lenkte sie das Pferd auf die Soldaten zu. Kurz vor ihnen brachte sie es zum stehen und setzte eine unschuldige, naive Miene auf. Gekonnt ließ sie sich von Rücken des Reittiers gleiten und lächelte die drei Soldaten an.
"Entschuldigt die Störung, werte Herren ... aber ich fürchte, ich habe mich verirrt ... ", begann sie leise, senkte den Kopf leicht und blickte die Männer von unten hilflos an.
Es wirkte. Die drei begannen zu Lachen, schamlos standen ihnen ihre Gedanken ins Gesicht geschrieben.
"Wir helfen dir gerne, für einen gewissen Preis", bot einer von ihnen an.
Während ihr Herz wie wild pochte, versucht Lukkha so fröhlich wie möglich auszusehen und warf sich um den Hals des Mannes.
"Oh, wirklich? Dankeschön! Ihr rettet mein Leben!"
Für die Soldaten unsichbar blickte sie in Larycs Richtung und zwinkerte. Er schien sie zu verstehen, denn er setzte sich in Bewegung.
"Wenn ich zuhause bin, dann werdet Ihr reich belohnt! Ich werde Euch alles geben, was ich habe, wenn ich mir wirklich zurückbringt!" Ihre Stimme klang glaubwürdig erfreut und glücklich.
Ihr fiel auf, dass sie genau das zu jedem anderen auch gesagt hätte, aber genausowenig wie diese Soldaten hätte irgendwer Lohn bekommen. Am Ende hätte Lukkha sie für ihre Leichtgläubigkeit verspottet und ihnen nichtmal gedankt.
Laryc war jetzt nah genug, um die Soldaten zu töten.
"Danke", sagte Lukkha nochmal und nickte Laryc zu. Er sprang los.
Sie riss ihren Mund auf, in dem sich die spitzen Zähne bildeten, und biss tief in den weichen Hals des Soldaten, den sie im Arm hatte. Er schrie, doch er schrie nicht lang. Sein Schrei ging glucksend und blubbernd in Blut unter, das seinen Rachen hinablief.